Sirnach. Es ist düster, wenn man den alten Wagon betritt. Im schwachen Licht der spärlichen Lampen erkennt man alte Bücher, Atlanten, Jasskarten und ein altes Schulheft. Daneben liegen eine Schreibmaschine, ein Plattenspieler, getragene Schuhe, eine Fliegermütze und Bilder, alles in offenen Koffern drapiert, als würden allein die Gegenstände eine Geschichte erzählen. Jeder Koffer steht für eine Biographie von vier Menschen, die das Murgtal einst verlassen haben und ihr Glück in der weiten Welt suchten. Die Geschichten der vier Auswanderer, Martha Stadlmair, Kurt Abderhalden, Corinne Wehrle und Johann Hagen können im Wagon Rouge nachempfunden werden. Dieser steht am Güterbahnhof in Wil, und die Ausstellung in seinem Innern wurde von der Künstlerin Karin Würmli gestaltet. Sie ist der Ausgangspunkt für das neue Programm des Theaters Jetzt aus Sirnach.
«Es soll wie ein Aufbrechen zur eigenen Reise durch das Murgtal sein», erklärt Oliver Kühn, Gesamtleiter des Theaters Jetzt. «Wir wollen, dass die Besucher das Murgtal und das Reisen an sich neu entdecken.» In der Pension Murg, im Gebäude der alten Weberei in Wängi, wird die Idee des Projekts «Weg einfach», das vom 18. September bis am 7. November gezeigt wird, fortgeführt. Denn bei der Schliessung der Pension seien einige Bewohner einfach vergessen worden, so Kühn. Im zweiten Stock trifft der Besucher auf die vier Auswanderer – dargestellt von Mitgliedern der Theatergruppe – und kann an Passagen aus ihrem spannenden, teilweise lustigen, aber auch traurigen Leben teilnehmen. Im Treppenhaus, wie auch im obersten Stock direkt unter morschen Dachbalken, haben «videOst» und «ohm41» verschiedene Ton- und Videoanlagen installiert, die verschiedene Aspekte des Reisens ansprechen. So etwa die Arbeit von Doris Naef, die alten Fotografien ihres Grossvaters, der vor 100 Jahren nach Moskau ausreiste, in einer Collage auf Hightech Material neuen Sinn verleiht. Tom Lang hingegen thematisiert mit «Elisabeth» das Zurückkommen aus der Fremde, während Heidi Schöni und Karl Steffen als «steffenschöni» einen 35-minütigen Roadmovie über ihre Reise nach Tirana, die Hauptstadt Albaniens, zeigen. Der Film setzt sich aus Szenen der Autofahrt zusammen und wird vom Sound des Autoradio begleitet. Wie sie beteiligt sich rund ein Dutzend Künstler an den Ausstellungen rund um «Weg einfach». Den Abschluss des Projekts bildet das Ortsmuseum in Matzingen mit einer Ausstellung von alltäglichen Gegenständen aus drei Jahrhunderten.
«Der Ablauf muss nicht streng eingehalten werden», betont Oliver Kühn. Das Ziel sei vielmehr, dass sich die Besucher selber für einen Weg entscheiden. Daher ist es auch möglich, die Theatervorstellung unabhängig von Ausstellungen zu besuchen und umgekehrt. «Wer will, kann an einem Abend das Theater besuchen und eine Woche später den Wagon Rouge. Das spielt keine Rolle.»
Bis zur Premiere am nächsten Freitag, 18. September, wird allerdings noch viel zu tun sein. Bühnen müssen dekoriert und diverse Einrichtungen installiert werden. Die Gegenstände im Wagon Rouge, die mühsam von Karin Würmli zusammengesucht wurden, werden in rund einer Woche die ersten Besucher in eine andere Welt entführen.
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