Reisen hinter die Gleise von Wängi

Was macht die Kunst?
Ein junger Künstler hat gesagt, dass «die Kunst hinterfrage, was er sehe, dass sie eingreife und zu Fragen des Alltags Stellung beziehe – aber dass sie eigentlich überflüssig sei.» Überflüssig für wen und für wen nicht? Das ist das Thema des Kulturgesprächs. Eine Gewissheit, die sich schon bei Lessing zu Wort gemeldet hat, gibt es unzweifelhaft: Kunst geht nach Brot... Das gilt wohl für einen Damien Hirst ebenso wie für einen unbekannten Landschaftsmaler aus dem Toggenburg.
Der Verein videOst lädt wieder einmal zu einem Kulturgespräch ein: Mittwoch, 4. November, 19.30 Uhr, in der alten Weberei Wängi (nähe Bahnhof Frauenfeld-Wil-Bahn). Es ist geheizt, aber dennoch empfehlenswert, warmes Schuhwerk und einen dicken Pullover zu tragen – Kunst soll keinesfalls zum unnötigen Leiden veranlassen. (tz)
Wängi – Sechs Mitglieder der Künstlergruppe videOst haben im Rahmen des Kulturherbstes im Murgtal ihre neuen Arbeiten auf das Thema ausgerichtet, das auch das Theater jetzt mit seinen Aufführungen in der alten Weberei von Wängi verfolgt: Es geht ums Weggehen, Wiederkommen oder ganz Wegbleiben, um Risiken und Gewinne des Reisens, um die uralten Existenzformen des Nomadisierens und des Sich-Festsetzens an einem Ort. Der heutige Mensch zieht zwar oft um, aber er schleppt auch alle Besitztümer mit sich. Die Sehnsucht des ungebundenen Umherschweifens leistet er sich noch mit dem sporadischen Reisen, so wie das in den Videos auch zum Ausdruck kommt.
Ein gutes Beispiel dafür zeigen Steffenschöni mit ihrem Projekt «Shqiperia / sehen wie das ist». Mit ihrem alten Opel brachen Heidi Schöni und Karl Steffen Richtung Südosten auf und gelangten nach einem Grenzübertritt in ein Land, das sich Shqiperia nennt. Symbolisch zur politischen Situation ist dort alles im Umbruch, Erdmassen werden umgewälzt, Strassen sind unfertig, Baustellen mit halbfertigen oder schon wieder abgerissenen Gebäuden; dies alles aus dem Blickwinkel der vorbeifahrenden Reisenden, die so nicht hinter die Fassaden sehen können, eine abenteuerliche, holprige Fahrt ohne direkten Kontakt mit den dort Ansässigen. Dieses Video zeigt das Reisen in seiner ursprünglichen Form und das Sich-Fremdwerden, weil man weder Sprache noch Kultur versteht.
Reise ins Ungewisse
Ebenso witzig wie originell beschreibt auch Renato Müller eine Reise ins Ungewisse, die keine Wiederkehr erlaubt und den Silberfaden zur Erde gar ganz abschneidet. Eine hübsche Frau (Camilla Puccini) vor dem unendlichen Weltall erklärt uns in klar prononciertem Englisch, wie wir uns zu verhalten hätten und welche Ausrüstung wir brauchen für die kommende Reise. Irgendwann merkt man, das die «One Way Travel» zum Mond führt und dass es jetzt keine Umkehr mehr gibt. Renato Müller vergleicht diesen Trip mit Christoph Kolumbus’ Aufbruch nach Amerika oder generell mit unserem ständigen Vorwärtsgehen in die Zukunft: Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, noch können wir je zurückkehren. Einzig die Erinnerungen bleiben uns an ein Vorher.
Weitere Arbeiten sind von Doris Naef, deren Grossvater als Geschäftsmann Anfang 1900 nach Moskau aufbrach und der mit fremdem Blick auf die damalige Umgebung mit Fotos versucht, sich ein Bild davon zu machen. Tom Lang zeigt mit «Elisabeth» die Situation eines jungen Menschen, der in die Welt hinaus will und dann doch an seinen Ursprungsort zurückkehrt. Bei Jürg Schoop ersetzt das Mobiltelefon eine Reise. Kinder und Jugendliche überbrücken die Distanz zu Mitmenschen mit ihren lustigen wie einfallsreichen Gesprächen und erschaffen für sich selbst eine imaginäre Welt.lBARBARA FATZER
«On the other side of the track»
Bis 7. November, Fr/Sa ab 20 Uhr, So 14–17 Uhr.
(ThurgauerZeitung)
Erstellt: 01.11.2009, 19:50 Uhr
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